Folge 9: Hoch hinauf zu den Urner Tellensöhnen
Schönes Wetter, gutes Schuhwerk, moderne Wanderstöcke, etwas Schwindelfreiheit von Vorteil, flotte Turnkameraden und eine kompetente und erfahrene Reiseleitung, mit Bergführerkenntnissen, sind notwendige Voraussetzungen für derartige Projekte. Und diese waren am 15. August 2013 zu 100% gegeben. Wanderhans mit 12 weiteren Kumpanen besteigen den Zug im HB. Die halbe Schweiz ist an diesem Morgen mit uns unterwegs. Die Wagen sind mit Reiselustigen gut besetzt, Sitzplätze eher rar, wir ergattern sie mit etwas Glück.
In Flüelen raus aus dem Zug und rein in den Bus. Auch hier viel Volk mit Kind und Kegel auf Achse in die Höger. Ein Feiertag in der Innerschweiz treibt die Leute nicht in die Kirche, sondern in die Höhe an die Sonne.
Die Fahrt geht via Altdorf. Wir grüssen ergebenst Wilhelm Tell mit Sohn Walter auf dem Sockel. Er hat es gut im Moment der tapfere Wilhelm. Keine albernen Hüte auf Holzstangen, die zu grüssen wären und keine fremden Vögte weit und breit. Auch die deutsche Kavallerie ist ihm bis heute nicht über den Weg getrottelt oder getrottet, die er stoppen müsste. Weiter gehts durch Bürglen, dem Wohnort der Familie Tell und hinauf ins Schächental bis Unterschächen Ribi.
Nun aber zu Fuss weiter dem Bach entlang obsi zum sonnigen Rastplatz mit obligatem Feldapero. Der Trunk stärkt unsere Sinne auf das was auf uns zukommen soll: Die Fahrt hoch hinauf auf die Oberalp. Ein dünnes Zugseil, ein etwas dickeres Tragseil, daran an Rollen aufgehängt eine Freiluftgondel aus dem letzten Jahrhundert. Platz für drei Personen und drei Rucksäcke. Zwei Bänklein, sitzen obligatorisch, aufstehen nicht empfehlenswert. Einige finden die Sache recht cool, etliche eher etwas weniger und der Rest entlässt ein Stossgebet in den Himmel, an alle Schutzheiligen, auf das es erhört werde und sie Beistand leisten täten. Sie taten es auch vollumfänglich, die Seile hielten, die teure Fracht kam oben an. Auf der Alp für alle 13 wieder sicher Boden unter den Füssen und der Puls im Normalbereich. Weite hüglige grüne Matten, Kühe, Glockengebimmel und etliche Alphütten. Die mächtigen, schroffen Felsen des Clariden, des Chammliberges und Grisssockels machen Eindruck. Die Schächentaler Windgälle grüsst von der anderen Talseite und die Klausenpassstrasse zieht sich wie eine lange Schnur der Passhöhe entgegen.
Nun aber ist Mittagsrat angesagt in der Alphütte von Frau Kempf. Kein Fünfgänger, ein Aelperzmittag mit Suppe, Brot und Käse, ein Schluck Roten dazu, Nidle mit Merenggeschale und ein Kafifertig im Glas, als Ansporn für die kommenden Höllenfahrt hinab. Bald wieder Abschied von Haus, Leuten, Alp und Vierbeinnern und erneute Mutprobe, mit weichen Knien, alles gut gegangen bis ins Tal.
Rückmarsch und Fahrt auf gleicher Route wie am Vormittag. Abschluss des Tages für den harten Kern in Altstettens La Brochette.
Herzlichen Dank an Hans für Planung und Durchführung dieser gelungenen Turnfahrt und auch an Alpindölf für alle bergsteigerischen Auskünfte auf unsere gescheiten Fragen.